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Ostseeraum

Neues EU-Projekt zum Wirtschaftsfaktor Game Industrie im Ostseeraum

HWWI erarbeitet Strategien zur Förderung von Game-Startups

Das EU-Projekt „Baltic Game Industry“ (BGI) zielt darauf ab, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Computer- und Videospielbranche im Ostseeraum zu stärken. Gezielte Unterstützungsangebote für Startups, verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit und wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen sollen zu einer nachhaltigen Verbesserung des Geschäftsumfelds der Game Industrie im Untersuchungsraum beitragen. Zudem wird im Rahmen des Projektes ausgelotet, inwieweit Anwendungen aus dem Videospielbereich zukünftig verstärkt als Querschnittstechnologien genutzt werden können. Im Ergebnis sollen regionale Wachstumsimpulse gesetzt und die Makroregion Ostsee zu einem Game Industrie-Hotspot mit überregionaler Strahlkraft entwickelt werden.

Zu diesem Zweck arbeiten seit Oktober 2017 22 Partner aus acht Ostseeanrainerstaaten (Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen und Schweden) grenzüberschreitend und interdisziplinär zusammen. Unter den Projektpartnern von BGI befinden sich Vertreter der Wissenschaft, der öffentlichen Hand, von Wirtschaftsverbänden, Technologieparks und Inkubatoren. Die Koordination des Projektes liegt bei der BGZ Berliner Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Das aus dem INTERREG VB-Baltic Sea Region-Programm geförderte Projekt verfügt über ein Gesamtvolumen von 3,5 Millionen Euro und eine dreijährige Laufzeit.

In Deutschland entwickelt sich die Computer- und Videospielbranche mehr und mehr zu einem relevanten Wirtschaftsfaktor. Im Jahr 2016 verbuchte die Branche einen Gesamtumsatz von rund 2,7 Milliarden Euro.1 Dabei ist innerhalb des deutschen Marktes eine hohe Volatilität festzustellen, da die Ausgaben für Konsolen tendenziell gesunken sind (minus 15 Prozent gegenüber 2015), während gleichzeitig das Online-Segment und dabei insbesondere kostenpflichtige Zusatzartikel zulegen konnten (plus 17 Prozent im Vergleich zu 2015).2

Deutschland bildet aktuell zwar den wichtigsten Absatzmarkt für Games in Europa3, die eigene Industrie befindet sich aber noch in der Entwicklungsphase. So beruhten im Jahr 2016 über 90 Prozent des in Deutschland erzielten Umsatzes mit Computer- und Videospielen auf Importen4. Derzeit produzieren nur wenige Publisher und Studios schwerpunktmäßig klassische PC- und Konsolenspiele, während die überwiegende Mehrheit sich auf Free2Play Browser- und Mobile Games konzentriert. Auf der Liste der 20 meistverkauften Videospiele auf PC und Konsole stand 2016 lediglich ein Titel, der von einem deutschen Publisher stammt. Weltweite Zentren für Entwickler sind die USA, Kanada, Schweden, Polen und Japan.5

Die Zentren der Game-Industrie in Deutschland bilden Hamburg und Berlin. Während Hamburg aktuell mit etwa 4.500 über die meisten Arbeitsplätze in der Branche verfügt, unter anderem weil die Top-3 Unternehmen dort angesiedelt sind, entscheiden sich viele internationale Unternehmen eher für den Standort Berlin. Ein Cluster japanischer Videospielkonzerne findet sich zudem im Großraum Frankfurt, während die US-Spiele-Industrie in München konzentriert ist.6 Sowohl Hamburg als auch Berlin sind im BGI-Projekt vertreten und werden im Zuge dessen einer branchenspezifischen Standortbestimmung unterzogen.

Zu den Aufgaben des HWWI innerhalb des Projektes zählen die vergleichende Branchenbetrachtung der Game-Industrie in den Partnerregionen sowie eine Analyse der zielgruppenspezifischen Gründungsförderung für Game-Startups mittels eigener Befragungen. Auf der Basis der identifizierten Schwachstellen werden Strategien zur Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen der Branche sowie Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Unterstützungsangebote für Game Startups abgeleitet (so etwa in den Bereichen Finanzierung, Internationalisierung und Mentoring). Ein weiteres Augenmerk wird auf die verstärkte Nutzung von Anwendungen aus der Game-Industrie in anderen Wirtschaftsbereichen gelegt. Auch Veranstaltungen zur Sensibilisierung politischer Entscheidungsträger für die Belange und Potenziale der Computer- und Videospieleindustrie sind geplant.

Als längst nicht nur auf die Unterhaltung beschränkter Wirtschaftsbereich zählt die Game-Industrie international zu den Innovationstreibern. Ausschlaggebend dafür ist, dass die Spieleentwicklung eine technologisch anspruchsvolle Aufgabe mit erheblichen Schnittstellen zu anderen Branchen darstellt. Hinzu kommt eine Vorreiterrolle bei der Verbreitung neuer Standards wie etwa HDR (High Definition Rendering). Ein bekanntes Beispiel für eine erfolgreiche Querschnittstechnologie aus der Game-Branche stellt die Virtual-Reality-Brille dar. Ursprünglich im Videospielkontext zu einem marktfähigen Produkt entwickelt, sind die Einsatzmöglichkeiten heute nahezu grenzenlos, so etwa in der Medizin oder in der Maschinensteuerung. Anwendungsfelder für Applikationen aus der Game-Industrie reichen von der Bildung bis hin zum Fahrzeugbau, vielfältige weitere Potenziale können noch gehoben werden.

1 https://www.biu-online.de/blog/2017/08/15/erste-ergebnisse-der-bundesweiten-studie-zur-games-branche-in-deutschland-veroeffentlicht/
2 https://www.heise.de/newsticker/meldung/Deutscher-Gaming-Markt-Umsatz-stabil-dank-kostenpflichtiger-Zusatzartikel-3674944.html
3 http://game-bundesverband.de/mit-266-milliarden-euro-ist-deutschland-groster-gamesmarkt-in-europa-newzoo-und-g-a-m-e-bundesverband-legen-marktzahlen-fur-2013-vor/
4 https://www.biu-online.de/blog/2017/08/15/erste-ergebnisse-der-bundesweiten-studie-zur-games-branche-in-deutschland-veroeffentlicht/
5 http://www.gameswirtschaft.de/wirtschaft/games-republik-deutschland-top-50-publisher-studios-2017/
6 http://www.gameswirtschaft.de/wirtschaft/games-republik-deutschland-top-50-publisher-studios-2017/

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Autoren

Isabel Sünner
Mirko Kruse

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