Eine auf Basis von Daten der Arbeitsagentur durchgeführte Analyse des HWWI zeichnet anhand von ausgewählten Berufsgruppen ein differenziertes Bild der Auswirkungen der ersten Phase der Corona-Pandemie für Gering- und Mittelqualifizierte am deutschen Arbeitsmarkt.
In der mit Unterstützung der Stiftung Grone-Schule erstellten Studie "Arbeitslosigkeit bei Gering- und Mittelqualifizierten im Zuge der COVID-19-Pandemie: Eine Analyse für ausgewählte Berufsgruppen" wurden sieben durch besonders hohe Arbeitslosenbestände beziehungsweise -zuwächse gekennzeichnete Berufsgruppen einer genaueren Analyse unterzogen und in Bezug auf einzelne Strukturmerkmale untersucht. Als zeitliche Vergleichspunkte wurden die Monatswerte Juli 2019 und Juli 2020 gewählt.
Die gewonnenen Erkenntnisse liefern vielfältige Hinweise über die Zusammenhänge zwischen Berufszugehörigkeit, demografischem Hintergrund und individuellem Arbeitslosigkeitsrisiko in Zeiten der Corona-Pandemie. So sind in der Lagerwirtschaft und der Speisenzubereitung zum Beobachtungszeitpunkt mehr als vier von fünf Arbeitslosen Helfer, während dies bei den Büro- und Sekretariatsberufen nur auf knapp jeden zweiten Arbeitslosen zutrifft. In der Lagerwirtschaft und der Metallbearbeitung sind die Männer unter den Arbeitslosen klar überrepräsentiert, während bei den Arbeitslosen in der Hotellerie, bei den Büro- und Sekretariatsberufen und im Verkauf die Frauen dominieren. Hohe Anteile an Arbeitslosen mit ausländischer Nationalität finden sich vor allem in den Berufsgruppen Speisenzubereitung und Gastronomie. Im Verkauf sind überdurchschnittlich viele bis 25-Jährige arbeitslos, während ältere Arbeitslose (über 55 Jahre) vor allem in der Hotellerie sowie in den Büro- und Sekretariatsberufen überdurchschnittlich stark vertreten sind.
Aus dieser berufsbezogenen Betrachtung können keine direkten Implikationen oder Empfehlungen für zukünftige arbeitsmarktpolitische Instrumente im Kontext der Pandemie-Maßnahmen abgeleitet werden. Allgemein auffällig ist jedoch, dass das betrachtete Segment der Gering- und Mittelqualifizierten, unter denen im Juli 2020 von besonders starken Zugängen in die Arbeitslosigkeit betroffenen Berufsgruppen eindeutig überrepräsentiert ist. Dies weckt Befürchtungen, die asymmetrische Natur des Corona-Schocks könnte vorhandene Ungleichheiten am Arbeitsmarkt noch verstärken. Dies gilt umso mehr, als dass die gegenwärtige Krise auch als Katalysator für längerfristig wirkende Prozesse des Strukturwandels am Arbeitsmarkt wirken kann. Die Frage nach geeigneten Maßnahmen zur Re- und Weiterqualifizierung speziell von Erwerbstätigen mit geringem und mittlerem Qualifikationsniveau sollte so zukünftig noch an Relevanz gewinnen.