Ausgabe Winter 2021

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Rohstoffe

Entwicklung der Rohölpreise im Jahr 2021 – Starker Einfluss der Corona-Pandemie

BEITRAG VON Claudia Wellenreuther

Die Entwicklung auf den Rohölmärkten wurde im Jahr 2021 weiterhin maßgeblich von der weltweiten Corona-Pandemie beeinflusst. Nach dem starken Einbruch im Frühjahr 2020 aufgrund des ersten globalen Shutdowns sind die Rohölpreise im Jahr 2021 durchschnittlich angestiegen, da sich die Wirtschaft von der Corona-Rezession erholte. Im Vergleich zum Jahresanfang betrug der Preisanstieg ca. 40 Prozent und liegt aktuell deutlich über dem Vorkrisenniveau. Bei der Betrachtung der Preisentwicklung sind allerdings starke Schwankungen erkennbar. Die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie sorgte ebenso wie die Politik der OPEC+ immer wieder für Unsicherheit auf den Märkten.

In der ersten Jahreshälfte wurden die Rohölpreise insbesondere durch die positiven weltwirtschaftlichen Aussichten infolge der Fortschritte bei der Impfung gegen das Coronavirus angetrieben. Darüber hinaus verstärkten staatliche Konjunkturprogramme und die lockere Geldpolitik in den USA die Erwartung des Marktes, dass sich die Weltwirtschaft weiter erholen und die Nachfrage nach Rohöl infolgedessen steigen würde. Die OPEC-Politik unterstützte diese Entwicklung, da die Mitglieder der OPEC+ ihr Angebot weiterhin knapp hielten. Nur im April waren kurzfristig Preisrückgänge zu beobachten, die auf den dramatischen Anstieg der Corona-Infektionszahlen in Indien zurückzuführen waren. Da Indien der drittgrößte Rohölimporteur der Welt ist, führte eine Verlangsamung der indischen Wirtschaftstätigkeit, die mit einem Rückgang des Rohölverbrauchs einherging, zu Preissenkungen.

In der zweiten Jahreshälfte verzeichneten die Rohölmärkte weiterhin überwiegend steigende Preise. Die OPEC+ erhöhte die Rohölproduktion ab August um 400.000 Barrel pro Tag und begann, die bestehenden Förderkürzungen, die zur Stabilisierung der Preise nach der Corona-Pandemie eingeführt worden waren, schrittweise aufzuheben. Die Erhöhung der Fördermengen ließ die Preise in der ersten Augusthälfte zunächst sinken, danach stiegen die Preise wieder weiter an. Die stärksten Preisanstiege waren auf den Rohölmärkten im September und Oktober zu verzeichnen.  Der Preis für die europäische Referenzsorte Brent erreichte im Oktober mit 86 US-Dollar pro Barrel den höchsten Stand seit 2018. Preistreiber war weiterhin die gestiegene globale Nachfrage im Zuge der Erholung von der Corona-Rezession, die auf ein weiterhin knappes globales Rohölangebot traf. Forderungen der US-Regierung an die OPEC-Staaten, die Produktion noch stärker zu erhöhen, um dem Anstieg der Ölpreise entgegenzuwirken, blieben erfolglos.

Zum Jahresende fielen die Preise für Rohöl jedoch wieder deutlich, zeitweise auf unter 70 US-Dollar pro Barrel für die europäische Referenzsorte Brent. Ausgelöst wurde der Preisverfall durch das Auftreten der Virusvariante Omikron. Die neue, sich schnell ausbreitende Virusvariante sorgte für Unsicherheit auf den Rohölmärkten und für fallende Preise.

Wie sich die Preise im neuen Jahr entwickeln werden, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen und wird in hohem Maße von zwei Faktoren abhängen. Zum einen wird die Entwicklung der neuen Corona-Variante Omikron einen großen Einfluss auf die Preisentwicklung haben. Sollte die neue Virusvariante zu erneuten globalen Lockdown-Maßnahmen führen, würde dies die weltweite Rohölnachfrage erheblich beeinträchtigen und zu sinkenden Preisen führen. Auf der Angebotsseite spielt dagegen das Verhalten der OPEC+ eine große Rolle für die Entwicklung der Rohölpreise. Eine weitere Verknappung des Rohölangebots der OPEC+ wirkt preistreibend, während eine Ausweitung des Rohölangebots preissenkend wirkt.

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Autorin

Dr. Claudia Wellenreuther

Entwicklung der Rohölpreise (Brent) im Jahr 2021

Website

Aktuelle Meldungen zu den Preisentwicklungen an den Rohstoffmärkten finden Sie auf der Website des HWWI-Rohstoffpreisindexes.
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