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Ausgabe Winter 2023

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Neues Working Paper

Institutionen und Innovationsleistungen in den zentral- und osteuropäischen Volkswirtschaften

BEITRAG VON Lasse Steffens und Jan Wedemeier

Der Zusammenhang zwischen technologischen Fortschritt und Wirtschaftswachstum wurde schon intensiv untersucht. Jedoch lässt sich in den Diskussionen um den Einfluss von Innovationen in Zentral- und Osteuropa1 aktuell eine Lücke in der Literatur vorfinden, welche die Frage offen lässt, wie Innovationen und Institutionen die wirtschaftliche Entwicklung der Länder beeinflusst.

Schon Schumpeter hat erkannt, dass Innovationen neue Wachstumspotenziale ermöglichen und damit ein essentieller Teil wirtschaftlicher Veränderungen sind. Dabei wird in Laufe folgender Forschungen aufgezeigt, dass insbesondere Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung von Volkswirtschaften hat. Die Annahme hierbei ist, dass FuE zu Innovationen führen und die dann wieder kommerzialisiert werden können, welches dann letztendlich wirtschaftlichen Wachstum fördern. Der Einfluss von Innovationen auf die wirtschaftliche Entwicklung ist aber nicht eindeutig. So unterscheiden sich zum Beispiel zentral- und osteuropäische Länder in deren institutionellen Strukturen und Innovationssystemen nicht nur von westeuropäischen Ländern, sondern auch untereinander. Nach der Öffnung des "Ostblockes" haben zentral- und osteuropäische Länder unterschiedliche Entwicklungsstrategien verfolgt – von einer graduellen Öffnung zur Weltwirtschaft bis zur Schocktherapie. Abseits der wirtschaftlichen Entwicklungsstrategie haben sich auch einzelne post-sozialistischen Länder für eine EU-Mitgliedschaft entschieden.

Diese historische Entwicklung wird in einem neuen Working Paper (siehe rechts) aufgegriffen. In der Studie wird untersucht, welche Rolle die Innovationscharakteristika und institutionelle Faktoren in der Entwicklung der zentral- und osteuropäischen Wirtschaft einnehmen. Dafür werden historische Daten von 37 europäischen Staaten in dem Zeitraum von 2000 bis 2020 herangezogen. Die beinhalten 16 Länder aus Zentral- und Osteuropa und 21 Länder, die Westeuropa zugeordnet werden. In drei Schritten wird die Forschungsfrage mithilfe von OLS-Methode (Ordinary Least Squares) und Panelregressionen analysiert.

Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) einen signifikanten Unterschied in der wirtschaftlichen Entwicklung macht. So sind Investitionen bei Nicht-EU-Mitgliedern besonders relevant. Zudem wird deutlich, dass die Innovationsleistung ausschließlich bei EU-Mitgliedsstaaten signifikant ist. Dem entgegensetzt wird deutlich, dass unabhängig der EU-Mitgliedschaft institutionelle Variablen, wie der Human Development Index (HDI), politische Freiheiten und das Vorherrschen von Korruption die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes signifikant beeinflussen. Somit verdeutlichen diese Ergebnisse, dass die Innovationsaktivität sowie auch das Vorhandensein von starken Institutionen sich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt.

Während das Working Paper Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung von zentral- und osteuropäischen Ländern bringt, eröffnet es auch weitere Fragen hervor. So sollen die Ergebnisse auf die regionale Ebene heruntergebrochen werden, umso ein differenziertes Verständnis zu erhalten. Dies kann eine Bewertung des Erfolges der europäischen Entwicklungsstrategie Research and Innovation Strategies for Smart Specialization (RIS3) ermöglichen und dabei helfen, zielgenauere Handlungsempfehlungen zu artikulieren.


1 Hierbei wird Zentral und Osteuropa anhand der EuroVoc (5892) gefolgt, die die folgenden Länder beinhaltet: Albanien, Belarus, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Nordmazedonien, Montenegro, Moldau, Russische Föderation, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, und Ukraine.

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Autoren

Lasse Steffens
Dr. Jan Wedemeier

Working Paper

Systems of Innovation in Central and Eastern European countries: Path of Economic Transition and Differences in Institutions


Von Mariia Shkolnykova, Lasse Steffens, Jan Wedemeier, #2209, erschienen in der Reihe "Bremen Papers on Economics & Innovation" der Universität Bremen.