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Ausgabe Herbst 2022

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Veranstaltung

Offshore-Windenergieanlagen kommen in die Jahre - was empfehlen Experten und Vertreter der europäischen Politik, damit ein nachhaltiger Rückbau gelingt?

BEITRAG VON Isabel Sünner

Am 28. September 2022 hat das HWWI in Brüssel im Rahmen des INTERREG Nordsee-Projektes "Decom Tools" eine Dialogveranstaltung ausgerichtet.

Im Projekt "Decom Tools" arbeiten 13 Partner aus dem gesamten Nordseeraum zusammen, um Konzepte und Instrumente für den nachhaltigen Rückbau von Offshore Windenergieanlagen zu entwickeln. Dabei werden sowohl technische als auch ökonomische, logistische und rechtliche Aspekte betrachtet. Ein wesentliches Augenmerk liegt vor dem Hintergrund der notwendigen Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft auf dem Thema Recycling. Zu dem interdisziplinären Netzwerk zählen Wissenschaftseinrichtungen, regionale Wirtschaftsförderer, Unternehmen und Häfen.

Auf der Veranstaltung wurden wesentliche aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Projekt zum Thema Rückbau von Offshore Windparks vorgestellt und Handlungsempfehlungen mit Vertretern europäischer Institutionen diskutiert. Rund 25 Interessierte aus verschiedenen europäischen Ländern waren im Hanse-Office Brüssel zu Gast.

Dr. Claus Müller, Leiter des Hanse-Office, und Isabel Sünner, Mitglied der Geschäftsleitung des HWWI, betonten in ihren Begrüßungs- und Einführungsreden die Bedeutung und Wichtigkeit des Themas.

David Matzek-Lichtenstein, Planning and Programming Officer, bei der Genraldirektion DG REGIO der Europäischen Kommission, gab in seinem nachfolgenden Vortrag einen Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklungsperspektiven der Offshore Windenergie in Europa. Dabei verwies er insbesondere auf die Bedeutung des Themas für den Nordseeraum im Hinblick auf Technologieführerschaft.

Patricia Schlimbach, Leiterin des Brüsseler Büros der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Industrie- und Handelskammern, präsentierte nachfolgend die Sicht des Europäischen Parlaments auf die Eckpunkte und den Stand der Umsetzung der Offshore Strategie der EU. Sie unterstrich dabei insbesondere die Notwendigkeit der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie des infrastrukturellen Ausbaus der Häfen.

Mirko Kruse, Referent für Industrie, Innovation, Umwelt und Tourismus der Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven, erläuterte anschließend anhand statistischer Auswertungen die Marktpotenziale, die sich aus dem Rückbau von Offshore Windparks insbesondere im Nordseeraum ergeben. Er verwies darauf, dass aufgrund der prognostizierten Lebensdauer der derzeit installierten Anlagen ab 2030 große Rückbauvolumina zu erwarten seien. Insofern bestünde schon heute ein großer zeitlicher Handlungsdruck, damit die notwendigen Maßnahmen zu gegebener Zeit im industriellen Maßstab durchgeführt werden können.

Professor Dr. Marcus Bentin, Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften, und Stephan Kotzur, Direktor des Hochschul-Instituts Logistik (HILOG) der Hochschule Emden/Leer, lenkten die Aufmerksamkeit auf die interdisziplinäre Bandbreite des DecomTools-Projekts. Als Lead Partner des Projekts fokussierten sie sich sie in ihrem Vortrag insbesondere auf technische Kernaspekte sowie Fragestellungen der Logistik und des Recyclings. Dazu zählen unter anderem die Definition eines Anforderungsprofils für einen geeigneten Schiffstyp und die Entwicklungen eines indikatorengestützten technischen Tools zur Entscheidungsunterstützung (Decision Support System) sowie eines Simulationsmodell für mit dem Rückbau verbundene logistische Prozesse.

Die abschließende Diskussionsrunde konzentrierte sich auf mögliche Handlungsoptionen der europäischen Politik. Es diskutierten David-Matzek-Lichtenstein (DG REGIO), Marcus Bentin (Hochschule Emden/Leer), Mirko Kruse (Handelskammer Bremen), Ben de Pauw (Technischer Manager, POM West Flandern) und Alexander Vandenberghe (Sustainability Manager, WindEurope) unter Moderation von Isabel Sünner (HWWI).

Die Diskutanten waren sich einig, dass in Europa zukünftig intensiv und koordiniert an einer Beschleunigung des Ausbaus der Offshore Windenergie gearbeitet werden muss, wobei - neben technischen Herausforderungen - insbesondere rechtliche und infrastrukturelle Aspekte verstärkt in den Blickpunkt rücken müssen. Planungssicherheit und geeignete politische Rahmenbedingungen vorausgesetzt ergeben sich hinsichtlich des späteren Rückbaus erhebliche Marktpotenziale für den Nordseeraum. Die Weichenstellungen dafür müssen bereits heute gelegt werden, und das Thema "Decommissioning" sollte bereits in der Planungsphase neuer Windparks berücksichtigt werden.

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Autorin

Isabel Sünner

Website

Website des EU-Projekts "Decom Tools"